Praktizieren-Dialog
Frage: Ich habe den Eindruck, dass es zuhause deutlich schwieriger ist, bewusst zu bleiben. Anders als in einem Seminar. Besonders merke ich es in der Meditation. Zwar hilft die Übung und ich glaube, dass tägliche Wiederholen tut sein eigenes, aber ich beobachte, dass ich gerne Fortschritte machen will. Und dabei frage ich mich, ob das überhaupt sinnvoll ist, sprich „um-zu“.
Was ist überhaupt Fortschritt auf dieser Entwicklung nach innen? Vermutlich auf meinem Level „einfach dran zu bleiben“ und zu beobachten?
Saritha: Wir dürfen immer wieder üben, bewusst zu werden. Eine grundsätzlich wache Haltung und gezielte Übungen sind unterstützend. Zu Beginn des Praktizierens ist es besser, einen kürzeren Zeitraum für jede Übung anzusetzen, um den Fokus der Konzentration halten zu können.
Es geht nicht um die Idee von Fortschritt. Es geht um die Reifung in eine Selbstverständlichkeit, sich in den Dienst des Herzens zu stellen, ohne Berechnung, ohne ein „um zu“. Die Haltung ist entscheidend, nicht der Inhalt. Bist du bereit, dich zu verschenken, dich ganz einzulassen und durch wachsendes Erkennen loszulassen?
Fortschritt bedeutet, diese Haltung zu festigen. Durch Übungen, Wiederholungen und durch stetige Wachheit für diese Haltung. Wir wissen nicht, wann sich echte Schritte zeigen, doch wenn es so ist, wird es das Herz erkennen. So praktizieren wir ins Nichts, in stetig wachsender Bemühung, einen reifen und erwachsenen Boden in uns zu bestellen.
Frage: Was ist der denkende Geist? – Ein Fernsehprogramm, das in meinem Wohnzimmer läuft, ohne, dass ich es angeschalten habe. Ich habe ein Programm ausgewählt und nehme mir vor, diesen Film zu schauen. Dieser wird pausenlos von Werbeeinblendungen gestört. /Eine Kraft, die mir anfänglich suggeriert, souverän zu sein, aber tatsächlich pausenlos von einem zum anderen springt und damit zielgerichtetes Handeln verunmöglicht. / Ein ungebetender Gast der immer präsent ist. Nicht genug damit, er spielt sich auch noch auf./ Ein Verenger./ Einer, der seltsam still ist, wenn er als Kritiker erscheint und ich ihn frage, mir zu zeigen, wie gut er das kann./ Jemand, dem man zunächst einmal pausenlos auf die Schliche kommen muss.
Saritha: Wer denkt? Die Frage: „Wer bin ich?“bringt dich in Kontakt mit diesem „ich“ und stellt es gleichzeitig in Frage. Wer ist dieser Geist, der sich mit allem in Beziehung setzt? Wer bist du ohne deine Geschichte? In einem bewussten Innehalten können dich diese Fragen über die geistigen Identifikationen mit dem Ich-Gedanken hinausführen.